Der kleine Hexer - Weltstar Juan Sebastian Veron mischt 11FREUNDE

Publish date: 2024-12-13

Nor­ma­ler­weise hätten wohl nur die engsten Freunde und Ver­wandten der Akteure an diesem brü­tend heißen Som­mertag den Weg ins Sta­dion gefunden. In der Partie zwi­schen Aso­cia­ción Coronel Brandsen und Las Lomas de Guer­nica ging es zwar um die Meis­ter­schaft. Nicht jedoch in Argen­ti­niens Bel­lee­tage, son­dern in der Ama­teur­liga von La Plata. Ein Name reichte aber aus, um die Begeg­nung zu einem Ereignis zu machen: Juan Sebas­tián Verón.

Um dem Zuschau­er­inter­esse gerecht zu werden, hatte Brand­sens Klub­füh­rung die beschei­dene Anlage Pancho Var­allo“ extra um zwei pro­vi­so­ri­sche Tri­bünen erwei­tert: 24 Meter lang, mit jeweils sechs Stufen. Zudem war ein VIP-Zelt sowie ein beschei­dener Pres­se­be­reich errichtet worden. Es kommt eben nicht häufig vor, dass ein ehe­ma­liger Welt­star für ein Team von Frei­zeit­ki­cker auf­läuft.

Eigent­lich war die Kar­riere der kleinen Hexe“ schon beendet

In den ver­gan­genen knapp sechs Monaten hatte Verón die sonst so beschau­liche Welt der Ama­teure gehörig durch­ein­ander gebracht. Eigent­lich schien die Kar­riere von La Bru­jita“, der kleinen Hexe, wie der kahl­köp­fige Spiel­ma­cher in seiner Heimat gerufen wird, mit dem Abschied von Estu­di­antes de La Plata bereits beendet.

Mitte Juni hatte er gegen Olimpo seinen letzten Heim­auf­tritt im Trikot des Klubs absol­viert, bei dem er einst 1994 seine Pro­fi­lauf­bahn begonnen hatte. Ein Spieler geht, eine Legende wird geboren“, hul­digten die Estu­di­antes-Fans damals ihrem Idol mit einem rie­sigen Banner auf den Rängen. Eine Woche später war dann nach dem Aus­wärts­spiel bei Union de Santa Fe end­gültig Schluss.

Doch auch ein Ex-Natio­nal­spieler hat mit 37 Jahren noch Träume. Seit seiner Kind­heit wollte Verón unbe­dingt einmal mit seinem Cousin Pedro in einer Mann­schaft spielen. Als der Coup schließ­lich per­fekt war, jubi­lierte man bei Brandsen: Der Name unseres Klubs ist jetzt in aller Munde.“ Was folgte, war eine Hys­terie, wie ihn der Ama­teur­fuß­ball in La Plata zuvor nie erlebt hatte.

Plötz­lich wollte jeder beim Veron-Klub spielen

Mar­celo Maz­z­acane, Prä­si­dent des ört­li­chen Ver­bands, sprach gar von einer Revo­lu­tion – in jeder Hin­sicht“. Die Klubs konnten sich über Nacht vor Mit­glieds­an­trägen kaum retten. Überall standen die Kicker Schlange vor den Ver­eins­heimen. Alle wollten die Chance nutzen, einmal im Leben in der glei­chen Liga wie Verón zu spielen. Selbst Akteure, die woan­ders für Geld auf­liefen, boten ihre Dienste plötz­lich gratis an.

Wäh­rend sonst knapp hun­dert Zuschauer im Durch­schnitt die Heim­spiele von Brandsen ver­folgen, drängten sich bei Verons Auf­tritten über 1500 Fans an den Banden. Auch die Gast­mann­schaften wurden zahl­rei­cher denn je von ihrem Anhang begleitet.

Bei der finalen Partie war es nicht anders. Und als es drauf ankam, war Verón, wie es sich für einen Spieler seines Kali­bers gehört, zur Stelle. In der 36. Minute setzte er zum ent­schei­denden Schuss an. An der rechten Straf­raum­ecke nahm Süd­ame­rikas Fuß­baller des Jahres 2008 und 2009 einen Quer­pass volley und drosch den Ball in den Tor­winkel. Sein vierter und wohl zugleich schönster Treffer im Trikot von Brandsen.

Bei der anschlie­ßenden Meis­ter­schafts­feier hüpfte er ebenso aus­ge­lassen mit seinen Kol­legen über den Platz, wie bei seinen vor­he­rigen 16 weitaus pres­ti­ge­träch­ti­geren Titel­ge­winnen mit inter­na­tio­nalen Top­klubs wie Sampdoria Genua, AC Parma, Lazio Rom, Man­chester United, FC Chelsea und Inter Mai­land.

Veron hat alles auf den Kopf gestellt“

Nach seiner Rück­kehr in die Heimat hatte der 73-fache argen­ti­ni­sche Natio­nal­spieler Estu­di­antes zu zwei natio­nalen Titeln (2006 und 2010) sowie 2009 zum Gewinn der Copa Libert­adores, dem süd­ame­ri­ka­ni­schen Pen­dant zur Cham­pions League, geführt.

Ich freue mich sehr für diese Jungs, dass sie dem Druck stand­ge­halten haben, durch mich plötz­lich der große Favorit gewesen zu sein“, sagte Verón nach dem Schluss­pfiff.

Mit­spieler Gon­zalo López, der einst die Jugend­mann­schaften von Racing Club de Avel­la­neda durch­laufen, es letzt­lich aber nicht den Sprung zum Profi geschafft hatte, gab zu: Verón hat alles bei uns auf den Kopf gestellt.“

Plötz­lich wurden sogar in Stein gemei­ßelte Fan­ri­va­li­täten bei­gelegt. Lautaro Tom­bessi, glü­hender Anhänger von Club de Gim­nasia y Esgrima La Plata, brach bei der Ankunft der Estu­di­antes-Legende in Tränen aus. Im Trai­ning und Spiel ist der soviel gelaufen, wie noch nie zuvor in seinem Leben – nur um Verón nicht zu ent­täu­schen“, erzählte López.

Von Star­al­lüren keine Spur. Stets im Klub­outfit gekleidet erschien Verón zu jeder Übungs­ein­heit. Selbst bei strö­mendem Regen hat er nicht gekniffen“, sagte López aner­ken­nend und fügte hinzu: Er ist ein­fach ein sen­sa­tio­neller Typ.“

Doch auch ein Mus­ter­profi wird irgend­wann einmal müde. Die langen Pro­fi­jahre machen sich bemerkbar. Jetzt brauche ich erst einmal Ruhe. Mir tut alles weh“, sagte Verón nach seinem erfolg­rei­chen Abste­cher zu den Ama­teuren. Ganz in die Ecke schmeißen will er seine Fuß­ball­schuhe aber noch nicht. Verón schließt nicht aus, auch beim Tur­nier mit anderen Ama­teur­meis­tern aus ganz Argen­ti­nien das eine oder andere Mal wieder auf­zu­laufen. Wenn ich kör­per­lich fit bin, dann mache ich das viel­leicht“, kün­digte er an.

Jetzt also wieder Estu­di­antes

Ob er die Zeit dafür hat, ist eine andere Frage. Denn künftig will Verón bei Estu­di­antes für pro­fes­sio­nel­lere Struk­turen sorgen. Vor wenigen Tagen wurde er beim Klub seines Her­zens, für den bereits sein Vater Juan Román Verón aktiv gewesen war, als neuer Sport­di­rektor prä­sen­tiert. Unter anderem plant Verón ein Jugend­in­ternat nach dem Vor­bild des FC Bar­ce­lona. Der neuen Auf­gabe blickt er voller Vor­freude ent­gegen. Mich treibt weder die Lust nach Macht, noch das Geld. Ich möchte ein­fach dem Verein helfen, weiter zu wachsen“, so Verón.

Einmal mehr will der Mann mit dem mar­kanten Kahl­kopf demons­trieren, dass er die Dinge, die er anpackt, mit vollem Ein­satz zu Ende bringt – ganz gleich in wel­cher Liga.

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