Lothar war nicht abgeneigt - Rolf Kahn ber die Krise 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-04

Rolf Kahn, Ingo Wel­len­reu­ther ist mit großer Mehr­heit zum neuen KSC-Prä­si­denten gewählt worden. Ist er in dieser Situa­tion der Rich­tige?

Vom Typus, von der Dynamik und vor allen Dingen den zukunfts­be­zo­genen Inhalten her, inklu­sive der bereits abge­leis­teten Tätig­keiten als Not­prä­si­dent hat er auf mich einen guten Ein­druck gemacht. Er ist keiner, der bei­spiels­weise als pen­sio­nierter Ex-Bür­ger­meister daher kommt und mal eben KSC-Prä­si­dent werden will, ohne sich jemals ernst­haft mit dem Anfor­de­rungs­profil eines Profi-Ver­eins beschäf­tigt zu haben. Er ist recht jung und der rich­tige Mann. Das Paket, das er mit den anderen ins Prä­si­dium gewählten Leuten geschnürt hat, dürfte dem KSC helfen.


Sie reden vom neuen Vize­prä­si­denten Günter Pilarsky?

Ich sehe in Herrn Pilarsky einen Sponsor, dessen Unter­nehmen (Cro­nimet, ein Lie­fe­rant von Roh­stoffen, d. Red.) meines Wis­sens nach Mil­li­arden umsetzt. Ich weiß nicht, ob ich so einen Ver­gleich anstellen sollte, aber ich sehe ihn ähn­lich wie Herrn Tön­nies bei Schalke. Dort ist vieles auch nur mög­lich, weil er mit seinen Sicher­heits­ge­währ­leis­tungen dahinter steht. Und mit Herrn Pilarsky steht jetzt mög­li­cher­weise jemand zur Ver­fü­gung, der so eine Rolle für den KSC ein­nehmen kann.

Herr Wel­len­reu­ther hatte bereits im Vor­feld der Mit­glie­der­ver­samm­lung ange­kün­digt nur als Prä­si­dent zur Ver­fü­gung zu stehen, wenn mit Pilarsky und Georg Schatt­ling als zweitem Vize seine Leute ins Amt gewählt werden. Hat er den Mit­glie­dern des KSC damit die Pis­tole auf die Brust gesetzt?

Ich bin der Ansicht, dass es pro­fes­sio­nell war. Jeder wusste, was Herr Wel­len­reu­ther vorhat. Das er sich nur im Gesamt­paket wählen lassen wollte bestärkte seine Aus­sage, dass man seiner Ansicht nach den Verein nur so wieder auf gesunde Beine stellen kann.

Lüppo Cramer sah das wohl anders. Er war der ein­zige Gegen­kan­didat zu Wel­len­reu­thers Team. Er ist zwar durch­ge­fallen, hätte den KSC aber in ein neues Chaos stürzen können. Wie bewerten Sie seine Kan­di­datur?

Lüppo Cramer hat gesagt, dass er zum Zeit­punkt seines Ent­schlusses als Vize­prä­si­dent zu kan­di­dieren von Wel­len­reu­thers Paket­lö­sung nichts wusste. Ich finde das lächer­lich, da zwi­schen­zeit­lich genü­gend Zeit ver­gangen war, in er hätte umdenken können. Ins­ge­samt war Cra­mers Kan­di­datur eine Farce.

Wieso?

Herr Wel­len­reu­ther hat mit Herrn Pilarsky einen finanz­starken Partner vor­ge­stellt, der für alle erkennbar nur mit Herrn Wel­len­reu­ther und mit Herrn Schatt­ling zusammen zur Ver­fü­gung stand. Wenn Cramer gewonnen hätte, dann hätte er ein großes finan­zi­elles und wirt­schaft­li­ches Paket zunichte gemacht. Ich kann mir nicht vor­stellen, dass Cramer gleich­wer­tiges zur Ver­fü­gung stand, denn sonst hätte er in seiner Bewer­bungs­an­sprache die Katze aus dem Sack gelassen. 

Der Ver­trau­ens­vor­schuss für Herrn Wel­len­reu­ther war enorm. Fast 90 Pro­zent aller Anwe­senden haben ihn gewählt. Hat er sich diesen Vor­schuss durch seine Zeit als Not­prä­si­dent ver­dient?

Selbst­ver­ständ­lich. Die Bereit­schaft der Karls­ruher Wirt­schaft den KSC zu unter­stützen, wurde neu mobi­li­siert – da ist noch Luft nach oben. Ver­bes­serte Kre­dit­li­nien der Banken können in Anspruch genommen werden. Das Jugend­för­der­pro­gramm wurde in der Gesamt­struktur erheb­lich berei­chert. Mit Herrn Pilarsky wurde ein poten­ti­eller Mit­streiter in einer für den KSC bisher unbe­kannten Grö­ßen­ord­nung gewonnen. Das alles und vieles mehr zeigt doch, dass das Ver­trauen in eine zukunfts­ori­en­tierte KSC-Füh­rung wieder her­ge­stellt wurde.

Hat das neue Prä­si­dium auch das Know-how den Verein aus der sport­li­chen und finan­zi­ellen Krise zu befreien?

Finan­ziell ist der KSC auf einem guten Weg. Neben Herrn Pilarsky steht Georg Schatt­ling als zusätz­li­cher Vize­prä­si­dent zur Ver­fü­gung. Er hat jah­re­lang für den KSC als Revisor gear­beitet und ist von Beruf Wirt­schafts­prüfer. Ich glaube, dass er mit dem Zah­len­ma­te­rial des Ver­eins, das kaum einer besser kennt als er, ver­ant­wor­tungs­voll umgehen kann.

Was noch fehlt, ist die sport­liche Kom­pe­tenz.

Es gilt die Anfor­de­rungs­pro­file in allen Berei­chen der sport­li­chen Füh­rung per­ma­nent im Auge zu behalten. Wer hierfür die Kon­troll­funk­tion im Prä­si­dium über­nehmen soll, ist mir nicht ganz klar. Sich nur auf die Leute im ope­ra­tiven Geschäft zu ver­lassen, halte ich für gefähr­lich. Ich muss wissen, wie in diesen Berei­chen gear­beitet wird, um gege­be­nen­falls recht­zeitig ein­greifen zu können. Und nicht erst, wenn auf­grund der Tabel­len­si­tua­tion die Alarm­glo­cken läuten.

Sie haben sich vor einem Jahr selbst zur Wahl gestellt und ver­loren. Was wäre mit Ihnen im Prä­si­dium anders gelaufen, als bei Herrn Metzger, der damals die Wahl gewonnen hat?

Ich hätte die Tore genauso wenig schießen können wie Herr Metzger. Für die sport­li­chen Vor­aus­set­zungen hätte ich aller­dings in anderer Art und Weise gesorgt. Ein Kom­pe­tenz­team hatte sich bereit erklärt, mich in allen Fragen zu unter­stützen. In der Spon­so­ren­frage hätte ich mich mit der Über­zeu­gungs­kraft eines hoch­ak­tu­ellen, modernen Kon­zepts für einen Profi-Verein per­sön­lich ein­ge­bracht. Mar­ke­ting heißt nicht um Geld zu bet­teln, son­dern dem Geschäfts­partner etwas anzu­bieten, von dem er selbst auch pro­fi­tieren kann. Ich wollte den Sport nach oben bringen und eine ein­heit­liche Phi­lo­so­phie im Verein eta­blieren. Von der D‑Jugend bis zu den Profis.

Eine erneute Kan­di­datur kam für Sie nicht in Frage?

Ich habe vor etwa vier Wochen ein Gespräch mit Herrn Wel­len­reu­ther geführt. Er konnte noch nicht sagen, ob er über die Not­prä­si­dent­schaft hinaus kan­di­dieren würde, da er selbst noch einige Dinge abzu­klären hatte. Ab diesem Zeit­punkt habe, dass für mich das Prä­si­den­tenamt im Falle einer Kan­di­datur von Herrn Wel­len­reu­ther nicht in Frage kommt, ich aber für eine Vize­prä­si­dent­schaft im sport­li­chen Bereich zur Ver­fü­gung stehen würde. Ich spielte aber offen­sicht­lich in seinen Über­le­gungen keine Rolle. In Anbe­tracht der Kenntnis gewisser Spiel­re­geln bin ich da aber nicht nach­tra­gend.

Welche Schritte muss das neue Prä­si­dium ein­leiten, um die sport­liche und finan­zi­elle Krise in den Griff zu bekommen?

Der wich­tigste Bestand­teil ist der sport­liche Erfolg. Die Ver­ant­wort­li­chen müssen dafür Sorge tragen, den KSC auf schnellstem Weg als ernst zu neh­mende Kon­kur­renz für Stutt­gart, Frei­burg, Kai­sers­lau­tern und Hof­fen­heim zu eta­blieren. Das wäre auch die Basis, um ein wett­be­werbs­fä­higes neues Sta­dion auf die Beine zu stellen. Für eine attrak­ti­vere Struktur zu Gunsten der Jugend­ar­beit ist bereits gesorgt. Dann muss man zusehen, wo die Profis sind, die im Moment keinen Ver­trag haben und eigent­lich ordent­li­chen Fuß­ball spielen können. Die Ent­täu­schung über ihre augen­blick­li­chen Situa­tion umzu­wan­deln in Moti­va­tion für neue Ziele, wäre eine inter­es­sante Mög­lich­keit.

Wie kann man ganz kon­kret die Struk­turen ver­bes­sern?

Mit Bun­des­liga-Ver­einen wird bereits koope­riert, um Spieler aus­zu­leihen. Ich selbst habe mich schon einmal mit Leuten aus Hof­fen­heim zusam­men­ge­setzt. Da ist durchaus Bereit­schaft da, talen­tierte Spieler, die für die erste Liga noch nicht weit genug sind, nach Karls­ruhe aus­zu­leihen. Alles was aus dem eigenen Jugend- oder Ama­teur­be­reich kommt, ist voll aus­zu­schöpfen.

Warum wurde das bisher nicht gemacht?

Hierzu braucht man einen Trainer und einen Sport­di­rektor, die in der Lage sind, das zu richtig zu erkennen und zu koor­di­nieren. Sollten genü­gend Mittel zur Ver­fü­gung stehen, könnte man auch schon in der Win­ter­pause neue Spieler grö­ßeren Kali­bers ver­pflichten. Wobei in der Win­ter­pause natür­lich selten solche Leute abge­geben werden.

Kann der KSC über­haupt solche Spieler bezahlen?

Finan­ziell ist bereits einiges zustande gekommen. Auf der Grund­lage muss man der Wirt­schaft das Ver­trauen geben, dass beim KSC hoch­pro­fes­sio­nell gear­beitet wird. Dann lässt sich viel bewegen.

Sie wollen auch in diesen Pro­zess ein­steigen?

Wenn mich jemand fragt, ob ich bera­tend ein­steigen möchte, dann bin ich gerne bereit zu helfen oder den einen oder anderen Kon­takt ein­zu­bringen. Ich hatte vor kurzem auch mit Mat­thias Sammer ein per­sön­li­ches Gespräch, um über ihn an Anfor­de­rungs­pro­file für neue Mit­ar­beiter zu kommen. Ich muss sagen, dass es eines der inter­es­san­testen Gespräche über Struk­turen, Phi­lo­so­phien, Visionen und Stra­te­gien im Fuß­ball war, das ich je hatte.

Würde Ihr Sohn Oliver sich auch ein­bringen?

Er hat mir zum Bei­spiel das Gespräch mit Mat­thias Sammer ver­mit­telt. Aber Oliver macht sicher­lich nicht den Außen­dienst­mit­ar­beiter für den KSC in Sachen Spon­so­ring. Er bringt aber gerne Ideen ein. Vor kurzem etwa hat er mit Lothar Mat­thäus über ein mög­li­ches Enga­ge­ment in einem ziel­ori­en­tierten Zweit­li­ga­klub gespro­chen. Lothar Mat­thäus würde dar­über nach­denken, wenn das Umfeld stimmt. Damit will ich sagen, dass man über die Kon­takte von Oliver viel­leicht an einen »dicken Fisch« her­an­kommen könnte.

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